Eigentlich Ausschau haltend nach Rechentechnik aus den Anfängen des Computerzeitalters stieß ich irgendwann auf das Thema "Telex". Das Thema näher betrachtend schien mir die Angelegenheit, ob der in der Ursprugszeit rein mechanisch arbeitenden Gerätschaften, hoch interessant und weiter betrachtungswürdig *Zwinkersmiley*.
Beim Herumsurfen kommt man bei Beschäftigung mit dieser Thematik früher oder später bei I-telex an.
Die Jungs dort haben es sich, nach Aufgabe der letzten "offiziellen" Telexanschlüsse in Deutschland, zur Aufgabe gemacht, das ehemalige Telexnetz nachzubilden - am Anfang noch via Telefonnetz (Stichwort "Telexphone"), mittlerweile via Internet - als I-Telex. Die Hard- und Software dafür ist Open-Source, es können jedoch auf deren Website Platinen als Bausatz bestellt werden.
Weiter gibt es von anderen Interessierten das Projekt pi-Telex, bei welchem ein RaspberryPi Einplatinencomputer die Decodierung und den Gateway zum Internet übernimmt.

Nun genug des Drumherum:

Auf einer allseits bekannten Internetauktionsplattorm wurde dereinst ein nett ausschauendes Gerät feilgeboten - ein SEL Lorenz Typ Lo2001. Leider stand der Fernschreiber am anderen Ende Deutschlands, die Maschine mußte also via Paketdienst den Weg zu mir antreten.
Da ich keine Lust auf enventuelle Paketshop-Abholspielchen hatte, gab ich mein OK, die Sendung an der Haustüre abzustellen. Als ich am Empfangstag nach hause kam, ahnte ich bei Anblick des Packets schon etwas... Beim Öffnen kam dann die Ernüchterung: Trotz stabilem Karton und Styroporauspolsterung war das Gehäuse aus PU(?)-Schaum an einigen Stellen gebrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Begutachtung der Schäden war klar, daß das Gehäuse soweit reparabel war - also wurde das sogleich in Angriff genommen.
Um am "nackten" Gehäuse arbeiten zu können, wurde der eigentliche Fernschreiber herausgehoben, was nach Lösen zweier elektrischer Verbindungen problemlos erfolgen kann¹.
Da die Tastaturabdeckung ebenfalls mehrfach gebrochen war, wurde diese ebenfalls abmontiert².
Nach genauer Begutachtung der Bruchflächen mit anschließender Reinigung derselben, sowie des gesamten Gehäuses mit leichter Seifenlauge, konnte ich das Gehäuse sowie die Tastaturabdeckung mit "gewöhnlichem UHU-Hart" verkleben.

Beim Herausnehmend des Fernschreibers aus seinem Gehäuse fiel mir direkt ein gammliges, gummiartiges Bauteil entgegen, was sich als Halter der Drahtweiche des Horizontaltypenrads entpuppte. Der damals verwandte Kunststoff wird mit der Zeit leider brüchig und kann seinem eigentlichen Zweck nicht mehr nachkommen. Fehlt dieser Halter, schwingt das eine Ende der Drahtweiche frei und die saubere Führung der Typenhebel ist nicht gewährleistet.
Um dem entgegenzuwirken, habe ich etwas im I-Telex-Forum gestöbert und bin auf die STL-Datei des Bauteils zur Nachfertigung mittels 3D-Druck gestoßen - also eben die Datei heruntergeladen und im DLP-Verfahren ausgedruckt.

Das ausgedruckte Ersatzteil passt wie angegossen und die Drahtweiche lenkt beim Durchdrehen von Hand die Typenhebel wieder wie vorgesehen.

Ein weiterer typischer Ausfallgrund bei Geräten aus diesen Baujahren sind gegrillte Entstörfilter im Netzteil. Also habe ich noch vor dem ersten Inbetriebnahmeversuch das Netzteil ausgebaut und den Netzfilter abgeklemmt³. Da als erste Netzteilstufe ein Trenntransformator dient, habe ich den Entstörfilter nicht gegen ein Neuteil ersetzt, sondern komplett gebrückt - da dürfte so manches moderne Schaltnetzteil mehr emittieren, als dieser alte "Prügel" ohne Filter...

Der erste Einschaltversuch ging sodann nichts desto Trotz in Rauch und Mief auf - dazu im nächsten Beitrag mehr.


Fußnoten:

¹Verbindung zwischen Deckel und Grundgerät sowie zwischen Tastatur und Grundgerät
²Am Gehäuseboden verschraubt
³Hinter einer Kunststoffabdeckung verborgen - vorsicht brüchig!


Anmerkungen:

Der obige Beitrag, sowie die gesamte Lo2001-Serie überschneidet sich in Teilen mit den Beiträgen im I-Telex-Forum oder wurden Abschnittsweise daraus übernommen

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  • Simons Technikblog 
    SEL Lorenz Lo 2001 | Teil II - Elektronikprobleme
    Wie im vorangegangenen Beitrag angedeutet, war der erste Einschaltversuch des Fernschreibers nach erfolgtem Ausbau des Entstörfilters nicht vom erhofften Erfolg gekrönt, sondern war von Gestank und "magic smoke" geprägt. Ein fr ...

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